„Wer heute nicht auf Erneuerbare Energien setzt, gefährdet den Wirtschaftsstandort Deutschlands!“

A. Roth

28. Juli 2023

Die Energiewende ist ein Kraftakt für alle. Mit dem Angriffskrieg Putins auf die Ukraine wurde klar, dass die Erneuerbaren Energien nicht nur zur Erreichung der Klimaziele relevant sind. Je mehr die Erneuerbaren ausgebaut werden, umso unabhängiger wird Deutschland von Energieimporten aus anderen Ländern. Um sich einen Eindruck zu verschaffen, wie die Energiewende vor Ort in und um Regensburg voranschreitet, folgte Dr. Matthias Miersch aus Hannover der Einladung seiner Bundestagskollegin Dr. Carolin Wagner nach Regensburg. Miersch ist stellv. Vorsitzender der SPD-Bundestagsfraktion und zuständig für alle Verhandlungen in Berlin rund um die Themen Energie, Klima, Umwelt und Landwirtschaft.

„Wir machen in Berlin Gesetze, die vor Ort dann gelten. Dabei ist es mir wichtig, immer wieder mit den Menschen aus der Praxis rückzukoppeln. Wir haben in den letzten Monaten zahlreiche Gesetzespakete verabschiedet zum beschleunigten Ausbau der Erneuerbaren Energien und zur Vereinfachung der Genehmigungs- und Planungsverfahren. Heute schauen wir, wie sich dies in konkreten Projekten in und um Regensburg auswirkt“, erläutert Carolin Wagner.

Gemeinsam mit den Landtagskandidaten Sebastian Koch und Matthias Jobst besichtigten die beiden Abgeordneten in Neutraubling ein Blockheizkraftwerk auf dem Firmengelände der KRONES AG. „Als REWAG möchten wir die Wärmewende in der Region entscheidend mitgestalten. Hier sehen wir ein Musterbeispiel für regionale Energieproduktion. Durch die Abwärme der Blockheizkraftwerksanlagen und des Biomassekessels erzeugen wir 15.000 Megawattstunden Wärme für Neutraubling und die ist überwiegend regenerativ und CO2-neutral“, so REWAG-Vorstandsvorsitzender Dr. Robert Greb.

Jetzt sind die Kommunen am Zug

Matthias Miersch, der in Berlin die Novelle des Gebäude-Energie-Gesetzes mitverhandelt hat, machte deutlich: „Genau deshalb ist uns die kommunale Wärmeplanung so wichtig mit Blick auf die Heizungsfrage. Zuerst müssen sich die Kommunen Gedanken machen, wie eine Wärmeversorgung möglich ist und wie viele Anschlüsse sie damit bedienen können. Für alle anderen Haushalte und Einrichtungen brauchen wir aber auch praktikable Lösungen, die bezahlbar sind. Das Augenmerk der SPD ist immer der soziale Aspekt – dass die Wärmewende bezahlbar ist für jeden.“ Im Anschluss ging es nach Thanhof, wo die Voltgrün GmbH aktuell eine PV-Freiflächenanlage installiert. Stefan Trummer, Geschäftsführer der Firma, berichtete der SPD-Delegation von den Hürden aus der Praxis, die einem Ausbau der Erneuerbaren derzeit noch im Wege stehen. „Wir sind mit solchen Projekten wir hier in Thanhof auf die Unterstützung des jeweils zuständigen Rathauses enorm angewiesen, denn wir brauchen die Unterlagen zur Planfeststellung, damit wir überhaupt einen Einspeisepunkt ins Netz zugewiesen bekommen“, so Trummer. Liegt dieser Einspeisepunkt dann doch weiter weg als kalkuliert, kann es rasch zu mehr Kosten kommen. Die Freifläche in Thanhof gehört zur Gemeinde Wenzenbach. Landtagskandidat und Wenzenbacher Bürgermeister Sebastian Koch sieht hier Optimierungsbedarf: „Ich weiß ja, dass das Bayernwerk derzeit mit Anträgen zu Einspeisepunkten regelrecht überrannt wird und da ist es auch klar, dass die nur solchen Projekten eine Zuweisung geben wollen, die dann auch wirklich realisiert werden. Ein Mittelweg wäre sicher denkbar, sodass ein Einspeisepunkt zugewiesen wird, wenn eine Gemeinde schriftlich mitteilt, so ein Gebiet ernsthaft zu erwägen. Da der Verfahrensweg durch den Gemeinderat immer auch länger dauern kann, könnten so die Projekte weiter geplant werden und die Spreu der Anträge würde sich dann trotzdem vom Weizen trennen“, so Koch. Die Einspeisepunkte und der alles entscheidende Netzausbau waren Fokus der dritten Station des Thementages der SPD-Delegation beim Umspannwerk Wutzelhofen der Bayernwerk Netz GmbH. Dr. André Zorger, der als Leiter des Kommunalmanagements Ostbayern der Bayernwerk ca. 400 Kommunen in der Oberpfalz und in Niederbayern bei Projekten der Energieversorgung begleitet, erläuterte die Herausforderungen, die das Unternehmen für die Umsetzung der Energiewende vor der Brust hat. Die Zahl der Anfragen für die Netzeinspeisung habe sich laut Dr. Zorger von 30.000 auf 60.000 im Jahr verdoppelt. Das Bayernwerk plane für 2023 eine Rekordinvestitionssumme von 750 Mio. Euro und man habe 300 Mitarbeiter in der ersten Jahreshälfte neu eingestellt, um die Erfordernisse – etwa den Zubau weiterer Umspannwerke – zeitnah zu stemmen.

Erneuerbare Energien und Denkmalschutz

Die Beschleunigung beim Ausbau der Erneuerbaren Energien stand dann auch im Mittelpunkt der Podiumsdiskussion, die unter dem Titel "Photovoltaik und Wärmenetze – Wie Regensburg die Energiewende packt!" den Abschluss des Thementages bildete. Der Leiter des Amtes für Stadtentwicklung Dr. Volker Höcht erklärte, dass gerade Neuregelungen auf Landesebene erwartet werden, die mehr Freiraum geben, auch in einem denkmalgeschützten Ensemble wie in der Unesco-Welterbestadt Regensburg Lösungen für die Erneuerbaren umzusetzen. Matthias Miersch bekräftigte: "Wir haben beschlossen, dass die Erneuerbaren Energien im überwiegenden öffentlichen Interesse liegen. Das muss es möglich machen, viele der Hürden deutlich zu senken, die der Denkmalschutz bislang aufgeworfen hat." Der Energieexperte machte klar: „Wer heute nicht auf Erneuerbare Energien setzt, riskiert nicht nur das Klima, sondern die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit der Bundesrepublik Deutschland.“ Und die Gastgeberin des Tages Carolin Wagner betonte: „Die Ampel hat auf Bundesebene die Weichen gestellt. Jetzt ist es wichtig, dass Länder und Kommunen mitziehen, damit die Gesetze auf allen Ebenen ineinandergreifen und der Ausbau und die Beschleunigung auch vor Ort stattfinden können.“

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