Netzausbau muss Schritt halten mit der Energiewende - Die SPD-Bundestagsabgeordneten Dr. Carolin Wagner und Johannes Schätzl waren zur Lagebestimmung beim Bayernwerk

16. März 2023

Mit dem EEG 2023 beschleunigt die Bundesregierung den Ausbau erneuerbarer Energien massiv. Der Anschlussboom, der durch diese größte energiepolitische Gesetzesnovelle seit Jahrzehnten nochmals kräftig Schub bekommt, stellt die Netzbetreiber vor große Herausforderungen. „Der Ausbau der Erneuerbaren darf nicht durch eine zu langsame Anpassung der Netze bzw. fehlende Einspeisepunkte ausgebremst werden“, so Dr. Carolin Wagner, Regensburg, und Johannes Schätzl, Passau. Die beiden SPD-Bundestagsabgeordneten suchten mit dem Bayernwerk den Schulterschluss, um zu klären, wie man Hemmnisse beim Netzausbau in Ostbayern rasch abbauen und die Energiewende unterstützen kann.

Bei einem Gespräch am Firmenstandort Regensburg legte die Unternehmensleitung einen 10-Punkte-Plan zur Beschleunigung der Energiewende in Bayern vor, der sich vorrangig an die Staatsregierung richtet, aber auch Appelle an die Bundesregierung enthält. Dr. Andreas Kießling, Leiter Politik und Vorstandsbüro bei der Bayernwerk AG: „Wir merken, auf Bundesebene ist viel passiert, aber es muss auch umgesetzt werden. Die Genehmigungsbehörden brauchen konkrete Anweisungen.“ Er warb um Entbürokratisierung und Reduzierung von Komplexität: „Unser Ansatz wäre eine Bagatellgrenze, zum Beispiel bei Balkonanlagen, und gröbere Kategorien. Natürlich behalten wir dabei die Systemstabilität und Versorgungssicherheit aufgrund der großen Menge an Anlagen immer mit im Blick.“

Dr. Joachim Kabs, Geschäftsführer der Bayernwerk Netz GmbH für das Ressort Technik, skizzierte die exponentiell steigenden Aufgaben und Leistungen des Unternehmens: „300 neue Umspannwerke sind im gesamten Bayernwerk-Netz erforderlich – das ist eine Verdoppelung unserer bestehenden Anlagenzahl. Um das zu schaffen, brauchen wir die Kommunen auch im Hinblick auf die Grundstücke.“ Die beiden Firmenvertreter sprachen von einer „Verantwortungsgemeinschaft“ in der Energiewende.

Für die SPD-Bundestagsabgeordneten Dr. Carolin Wagner und Johannes Schätzl ist der konstante Dialog mit dem Netzbetreiber ein ganz zentraler Punkt in der Umsetzung der Energiewende vor Ort hin zu den Erneuerbaren. „Wir unterstützen das Anliegen des Bayernwerks nach Planungsrichtlinien“, so Wagner und Schätzl. So solle die Bayerische Staatsregierung, Landkreise und Kommunen Vorrangflächen für den künftigen Erneuerbaren Energien Ausbau festlegen. Dieser Landesbedarfsplan sei Grundlage für eine zielgerichtete und vorausschauende Netzplanung.

„Die angespannte Netzsituation im Landkreis Passau muss schnellstmöglich gelöst werden“, so Johannes Schätzl. Weite Strecken zu Einspeisepunkten zu überbrücken sei weder wirtschaftlich sinnvoll noch umweltschonend. Nach der derzeitigen Regelung erhalten Anfragende auch deshalb eine Zuweisung zu weiter entfernteren Anschlusspunkten, weil eine Fülle an Anfragen bedient werden muss – auch für Anlagen mit geringer Realisierungswahrscheinlichkeit. Ein möglicher Ansatz ist hier aus Sicht des Bayernwerks eine Art Reservierungsgebühr bei Anschlussanfragen oder zusätzliche Nachweise über die Umsetzungswahrscheinlichkeit.

Auch Förderprogramme für PV-Speicheranlagen und eine regionale Stromvermarktung waren Punkte bei dem Austausch. Immer mehr Stromkunden sind via PV-Anlagen gleichzeitig Stromerzeuger. Das führt laut Netzbetreiber dazu, dass immer häufiger regional erzeugter Grünstrom in das europäische Netz abtransportiert werden muss, nur um ihn wenig später wieder in die gleiche Region zu importieren, was Netzkapazität bindet bzw. einen unnützen Ausbau verlangt.

Die Bayernwerkvertreter sagten den beiden Abgeordneten einen „schnellen Draht“ zu, um gegebenenfalls Fragen zu klären. Wagner und Schätzl bleiben mit dem Netzbetreiber im Dialog, um die Umsetzung der Energiewende in der Region schnell weiter voranzutreiben.

Hintergrund: „Was wir in rund 20 Jahren EEG an erneuerbarer Leistung in den Landkreisen Regensburg und Passau ans Netz gebracht haben, haben wir aktuell an Einspeisezusagen erteilt“, so die Information des Bayernwerks. 508 MW Einspeisezusagen für EE-Anlagen sind es im Landkreis Passau, 510 MW im Landkreis Regensburg. Die Netzsituation im Mittel- und Hochspannungsnetz ist angespannt. Im Planungshorizont bis 2027 sind Netzausbaumaßnahmen in der Region Passau für rund elf Millionen Euro und in der Region Regensburg für rund 30 Millionen Euro vorgesehen.

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